Ernährungsarmut ist in Deutschland ein Problem, das oft nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Es bedeutet, dass gesunde, ausgewogene Mahlzeiten in entsprechender Menge fehlen. Die Gründe dafür können vielfältig sein, haben aber immer wieder mit begrenzten finanziellen Mitteln zu tun. Nachhaltig betroffen sind vor allem Kinder, denn eine unzureichende Versorgung mit Nährstoffen kann zu einer eingeschränkten Entwicklung mit fatalen Folgen bis ins Erwachsenenalter führen. Um dem entgegenzuwirken, bieten mehrere Initiativen in Rostock Schulfrühstück an. Der Verein Wohltat ist hier bereits seit 15 Jahren aktiv.
Konferenzraum. Kaffee und Tee. Ein Beamer wirft die Bestellliste an die Wand. Daneben bespricht Steffen Wnendt, Regionaldirektor von Transgourmet am Standort Rostock mit seinem Team und Babette Limp-Schelling, Geschäftsführerin von Wohltat e. V. die Planung für das 15-jährige Jubiläum des Schulfrühstücks an der Grundschule Ostseekinder in Dierkow, das Anfang Dezember begangen wird.
Brötchen, Aufschnitt, Getränke, Obst: alles wird in diesen Minuten behandelt. Etwa 100 Kinder erhalten an der Grundschule im Osten der Stadt regelmäßig ein gesundes, nahrhaftes Frühstück, das von ehrenamtlichen Engagierten zubereitet und ausgegeben wird.
„Als gemeinnütziger Verein sind wir an bestimmte Regeln gebunden, aber wenn ein Kind Hunger und nichts zu essen hat, dann sind wir da und sorgen dafür, dass es etwas in den Magen bekommt“, so Limp-Schelling.
Verlässliche Partner ermöglichen Schulfrühstück
Fast so lange wie das Schulfrühstück besteht, unterstützt das Großhandelsunternehmen Transgourmet den Trägerverein Wohltat. Seit ein paar Jahren auch im Rahmen einer eigenen Nachhaltigkeitskampagne. Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum kurz vor dem Ablauf steht, werden täglich als Spende an den Verein geliefert. Das ist für alle Beteiligten ein Gewinn. „Wir bekommen Lebensmittel in hoher Qualität für unser Schulfrühstück und die Suppenküche, mit denen wir diejenigen unterstützen, die auf uns angewiesen sind“, sagt Limp-Schelling. Transgourmet profitiert, weil weniger abgelaufene Lebensmittel entsorgt werden müssen.
Neben dem Großhandelsunternehmen unterstützen kommunale Einrichtungen das Schulfrühstück. Dazu gehören die Wiro, die Rostocker Stadtwerke und die Ostseesparkasse, die ebenfalls seit knapp 15 Jahren als finanzielle Förderer auftreten. „Wir sind froh über diese Geldspenden, denn vor allem frisches Obst ist teuer“, zeigt sich Limp-Schelling dankbar für die verlässlichen Partner, zu denen auch lokale Unternehmen aus Dierkow und der nahen Umgebung gehören.
So unterstützt Elektro Schweißtechnik Nord mit Geschäftsführer Hartmut Bauer seit dem ersten Tag das Schulfrühstück an der Grundschule Ostseekinder mit einer monatlichen Spende. Auch die seit vier Generationen in Rostock ansässige Bäckerei Lehmann ist Teil des Netzwerks und backt jede Woche frisches Dinkelbrot für die Grundschulkinder.
Zum Jubiläum: Frühstück für alle
Zum 15. Jubiläum des Schulfrühstücks lädt Wohltat gemeinsam mit Transgourmet die gesamte Dierkower Grundschule ein. Neben den knapp 400 Kindern sind rund 20 Gäste geladen, die das Schulfrühstück als Sponsoren und Partner unterstützen. Unter ihnen ist auch der Senator für Soziales Steffen Bockhahn. Er dankt den engagierten Personen und Unternehmen dafür, dass sie Kindern das Lernen ohne Hunger ermöglichen. „Es wäre mir das Liebste, wir bräuchten solche Initiativen nicht. Die Wirklichkeit aber ist eine andere“, räumt er ein.
Das Jubiläumsfrühstück wird dennoch gefeiert und federführend von Transgourmet organisiert. Die 25-Jährige Amani Kochbati ist im 2. Ausbildungsjahr zur Kauffrau für Groß- und Außenhandel angestellt und plant den Tag gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen. Kochbati kümmert sich um die Dekoration, die hübsch und pädagogisch, sozusagen pädagogisch hübsch sein soll. Ihre Idee: Die Kinder sollen Obst aus aller Welt kennenlernen und später auch kosten. Dafür möchte Kochbati gemeinsam mit weiteren Auszubildenden mehrere Etageren mit exotischen und heimischen Früchten bestücken. Alles was lecker und gesund ist, wollen sie ausstellen. „Zusätzlich erhalten die Kinder eine kleine Überraschungstüte von uns“, berichtet Kochbati.
Die Auszubildende schätze Transgourmet dafür, dass das Unternehmen versuche anderen zu helfen. In der ersten Schulwoche nach den Sommerferien, verteilten Transgourmet und Wohltat Speiseeis an drei Rostocker Schulen. Mitte Dezember lädt das Unternehmen am Standort in Roggentin Kinder aus benachteiligten Verhältnissen zum weihnachtlichen Plätzchenbacken ein. „Manche von diesen Kindern haben noch nie ein Nudelholz gesehen, noch nie Teig ausgerollt oder Plätzchen ausgestochen“, erklärt Limp-Schelling. Kochbati, die bei all diesen Aktionen stets dabei ist, freut sich über das besondere Engagement. „Hier ist es sehr menschlich und das macht mir Spaß“, sagt sie über die Zusammenarbeit von Transgourmet und Wohltat.
Für die sozialen Projekte des Vereins ist das große Engagements Transgourmet unerlässlich. „Ohne das Unternehmen, Herrn Wnendt und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre vieles von dem, was wir machen, nicht möglich“, ist Geschäftsführerin Limp-Schelling überzeugt. Gleiches gilt für alle anderen Förderer. Seien sie kommunal oder privatwirtschaftlich. Mit ihrer gemeinsamen Unterstützung gelingt es, die Wirklichkeit ein bisschen besser zu machen.
Morten Hübbe, Redaktion Strohhalm